Manfred Spitzer: Hirnforscher, Bestseller-Autor und Bildungsimpulsgeber für nachhaltiges Lernen
Der Professor & Autor der die Bildung verbessern möchte
Stell Dir vor, Du sitzt in einem überfüllten Hörsaal und ein Professor erklärt Dir mit leuchtenden Augen, wie das menschliche Gehirn lernt – nicht durch Wischen auf Tablets, sondern durch Begreifen mit allen Sinnen. Seine Begeisterung ist ansteckend, wenn er davon erzählt, wie Kinder durch Spielen schlauer werden und warum Handschrift wichtiger ist als Tippen. Das ist Manfred Spitzer – Deutschlands wohl bekanntester Hirnforscher und leidenschaftlicher Verfechter eines gehirngerechten Lernens. Geboren am 27. Mai 1958 in Lengfeld bei Darmstadt, hat sich der Psychiater und Neurowissenschaftler zur Mission gemacht, die Erkenntnisse der Hirnforschung für bessere Bildung nutzbar zu machen.
Mit weit über 200 Publikationen in der Deutschen Nationalbibliothek und Bestsellern wie „Digitale Demenz“, der wochenlang Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste belegte, ist Spitzer weit mehr als nur ein Wissenschaftler im Elfenbeinturm. Er ist ein Mahner, ein Aufklärer und für viele ein unbequemer Zeitgenosse, der uns den Spiegel vorhält in einer Zeit, in der digitale Medien unser Leben dominieren.
Timeline der wichtigsten Lebensereignisse
Jahr | Ereignis |
---|---|
1958 | Geburt in Lengfeld (Odenwald) |
1977 | Abitur am Max-Planck-Gymnasium Groß-Umstadt |
1977-1983 | Studium der Medizin, Philosophie und Psychologie in Freiburg |
1989 | Habilitation |
1990-1997 | Oberarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik Heidelberg |
1997 | Berufung als Ordinarius für Psychiatrie nach Ulm |
2000 | Veröffentlichung von „Geist im Netz“ |
2004 | Gründung des Transferzentrums für Neurowissenschaften und Lernen |
2004-2012 | TV-Serie „Geist & Gehirn“ (194 Folgen) |
2012 | „Digitale Demenz“ wird Bestseller |
Biografie: Vom Odenwald in die Welt der Neurowissenschaft
Die Geschichte von Manfred Spitzer beginnt in der beschaulichen Gemeinde Lengfeld im Odenwald. Nach seinem Abitur 1977 am Max-Planck-Gymnasium in Groß-Umstadt entschied sich der junge Spitzer für ein sehr breites Studium: Medizin, Philosophie und Psychologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Diese interdisziplinäre Ausrichtung sollte später zu seinem Markenzeichen werden.
Was Spitzer von Anfang an auszeichnete, war sein Hunger nach Wissen und seine Fähigkeit, über den Tellerrand hinauszuschauen. Während viele seiner Kommilitonen sich auf ein Fachgebiet konzentrierten, suchte er die Verbindungen zwischen den Disziplinen. Diese Herangehensweise prägt sein Werk bis heute. In Freiburg legte Spitzer den Grundstein für seine spätere Karriere.
Akademischer Werdegang und wissenschaftliche Stationen
Nach Abschluss seines Studiums begann Spitzers steile akademische Karriere. Als Oberarzt an der Psychiatrischen Universitätsklinik in Heidelberg sammelte er praktische Erfahrungen, die seine theoretischen Kenntnisse ergänzten. Doch es zog ihn in die weite Welt der Wissenschaft.
Harvard und Oregon: Der internationale Durchbruch
Ein entscheidender Wendepunkt war seine Zeit als Gastprofessor an der Harvard-Universität. Hier kam Spitzer erstmals intensiv mit neuronalen Netzwerken in Kontakt – ein Thema, das in Deutschland zu dieser Zeit noch kaum Beachtung fand. Wie er selbst berichtet: „In Harvard habe ich das erste Mal von neuronalen Netzwerken gehört. Da haben die Leute drüber geredet, und in Deutschland gab es nie eine Professur im Bereich der Psychologie darüber – keine einzige.“
Diese Erfahrung prägte ihn nachhaltig und führte später zur Veröffentlichung seines bahnbrechenden Werks „Geist im Netz“. Am Institute for Cognitive and Decision Sciences in Oregon vertiefte er seine Kenntnisse in der kognitiven Neurowissenschaft weiter. 1997 erhielt Spitzer den Ruf auf den Lehrstuhl für Psychiatrie an der Universität Ulm – eine Position, die er bis heute innehat. Als Ordinarius für Psychiatrie konnte er nun seine Vision einer interdisziplinären Hirnforschung verwirklichen. Sein Forschungsschwerpunkt liegt seither im Grenzbereich zwischen kognitiver Neurowissenschaft, Lernforschung und Psychiatrie.
Das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen
2004 gründete Spitzer das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL) in Ulm – eine Institution, die seine Mission perfekt verkörpert: wissenschaftliche Erkenntnisse über das Gehirn in die Praxis zu übertragen. Das Zentrum wurde zu einer Brücke zwischen Grundlagenforschung und Anwendung, insbesondere im Bildungsbereich. Innovative Projekte und Initiativen
Eines der bekanntesten Projekte des Transferzentrums ist „Spielen macht Schule“ – ein Wettbewerb für Grundschulen, der die Bedeutung des Spielens für die kindliche Entwicklung betont. Spitzer erkannte früh, dass Lernen nicht nur über Bücher oder gar digitale Medien funktioniert, sondern dass haptische Erfahrungen und spielerisches Entdecken essentiell für die Gehirnentwicklung sind.
Infobox: Das ZNL in Zahlen:
- Gegründet: 2004
- Mitarbeiter: über 100 Wissenschaftler und Pädagogen
- Projekte: mehr als 50 abgeschlossene Forschungsprojekte
- Kooperationen: mit über 200 Schulen und Bildungseinrichtungen
Spitzers Philosophie: Wie das Gehirn wirklich lernt
Im Kern von Spitzers Philosophie steht eine einfache, aber revolutionäre Erkenntnis: „Lernen ist die Hauptaufgabe des Gehirns.“ Diese scheinbar banale Feststellung hat weitreichende Konsequenzen für unser Verständnis von Bildung und Erziehung. Die neurobiologischen Grundlagen des Lernens
Spitzer betont immer wieder, dass das Gehirn nicht wie ein Computer funktioniert, der Informationen einfach abspeichert. Vielmehr ist es ein hochkomplexes, selbstorganisierendes System, das durch Erfahrungen geformt wird. Jährlich werden etwa 40.000 wissenschaftliche Arbeiten zum Thema Lernen publiziert – eine Tatsache, die die Bedeutung dieses Forschungsfeldes unterstreicht.
Besonders stark ist Spitzers Haltung zur Digitalisierung in der Bildung. Er argumentiert, dass Heranwachsende aufgrund ihrer Gehirnentwicklung mit digitalen Medien noch nicht angemessen umgehen können. Seine These: Digitale Medien in der frühen Kindheit schaden mehr, als sie nutzen.
Diese Position brachte ihm den Vorwurf ein, ein „Digitalisierungsgegner“ zu sein. Doch Spitzer differenziert: Es geht ihm nicht um eine generelle Ablehnung digitaler Technologien, sondern um deren altersgerechten Einsatz. Wie er in einem Interview mit dem Deutschlandfunk 2018 erklärte: „Wenn Kinder nur wischen, haben sie einen Nachteil.“
Die Hauptwerke: Von „Geist im Netz“ bis „Digitale Demenz“
Spitzers literarisches Schaffen ist beeindruckend. Mit weit über 200 Publikationen hat er ein Werk geschaffen, das von wissenschaftlichen Fachartikeln bis zu populärwissenschaftlichen Bestsellern reicht. „Geist im Netz“ (2000): Dieses Buch markiert den Beginn von Spitzers Mission, neurowissenschaftliche Erkenntnisse einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Er erklärt darin, wie neuronale Netzwerke funktionieren und was dies für unser Verständnis von Geist und Bewusstsein bedeutet.
„Lernen: Gehirnforschung und die Schule des Lebens“ (2002). Ein Standardwerk, das die Brücke zwischen Neurowissenschaft und Pädagogik schlägt. Spitzer zeigt auf, wie Erkenntnisse über das Gehirn für besseren Unterricht genutzt werden können. Das Buch wurde zur Pflichtlektüre für progressive Pädagogen. „Digitale Demenz“ (2012): Der kontroverse Bestseller
Mit diesem Buch löste Spitzer eine nationale Debatte aus. Seine These: Der übermäßige Konsum digitaler Medien führt zu kognitiven Defiziten, die er als „digitale Demenz“ bezeichnet. Das Buch hielt sich wochenlang auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste und wurde heftig diskutiert. Weitere bedeutende Werke
- „Vorsicht Bildschirm!“ (2005): Eine Warnung vor den Gefahren übermäßigen Medienkonsums
- „Das (un)soziale Gehirn“ (2013): Über die neuronalen Grundlagen sozialen Verhaltens
- „Cyberkrank!“ (2015): Wie digitale Medien unsere Gesundheit beeinflussen
- „Die Smartphone-Epidemie“ (2018): Eine Analyse der gesellschaftlichen Auswirkungen
Der Bildungsrevolutionär: Spitzers Einfluss auf Schule und Lernen
Spitzers größter Einfluss zeigt sich im Bildungsbereich. Er hat es geschafft, die Diskussion über Lernen und Lehren auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen. Seine zentrale Botschaft: Bildung muss gehirngerecht sein. Die Kritik am traditionellen Schulsystem
Spitzer kritisiert vehement die Vorstellung, dass Digitalisierung automatisch zu besserem Lernen führt. In seinem Artikel „Die neuen Lernkiller“ für die Zeitschrift „Erziehungskunst“ (2017) warnt er vor einer unreflektierten Digitalisierung der Schulen.
Seine Argumente:
- Multitasking funktioniert nicht: Das Gehirn kann sich nur auf eine Sache konzentrieren
- Handschrift ist wichtig: Motorische Aktivität fördert das Lernen
- Soziale Interaktion ist unersetzlich: Lernen ist ein sozialer Prozess
Praktische Konsequenzen für den Unterricht
Aus Spitzers Forschung ergeben sich konkrete Empfehlungen für die Unterrichtspraxis:
- Bewegung integrieren: Körperliche Aktivität fördert die Gehirnleistung
- Sinneserfahrungen ermöglichen: Lernen mit allen Sinnen ist effektiver
- Emotionen nutzen: Emotional bedeutsame Inhalte werden besser behalten
- Pausen einplanen: Das Gehirn braucht Zeit zur Konsolidierung
Spitzer wehrt sich gegen den Begriff „Neurodidaktik“, den manche Pädagogen nutzen. Er spricht lieber von den Neurowissenschaften und wie sie uns wichtige Einsichten über Lernen bieten, zum Beispiel:
- Wiederholung ist essentiell: Nur durch wiederholte Aktivierung werden Synapsen gestärkt
- Fehler sind wichtig: Das Gehirn lernt durch Fehlerkorrektur
- Kontext matters: Gelerntes wird besser behalten, wenn es in bedeutsame Zusammenhänge eingebettet ist. Außerdem wird der Kontext mitgelernt (wenn ich Vokabel in Bewegung lerne, kann ich sie auch in Bewegung besser abrufen als im Sitzen.)
Die Kontroverse: Digitale Demenz und ihre Kritiker
Kaum ein Begriff hat in der deutschen Bildungsdebatte so viel Staub aufgewirbelt wie Spitzers „Digitale Demenz“. Die Reaktionen reichten von begeisterter Zustimmung bis zu heftiger Ablehnung. Markus Appel, Medienwissenschaftler, reagierte 2018 im Deutschlandfunk auf Spitzers Thesen: „Spitzers Argumentationslinie ist weit ab vom wissenschaftlichen Konsens.“ Er und andere Wissenschaftler werfen ihm vor, Studien selektiv zu interpretieren und die positiven Aspekte digitaler Medien systematisch auszublenden.
Doch Spitzer lässt sich nicht beirren. Bereits 2014 antwortete er auf diese und ähnliche Kritiken in der „Psychologischen Rundschau“ dort kontert er: Die Kritiker würden die neurobiologischen Grundlagen nicht verstehen und die Langzeitfolgen digitaler Mediennutzung unterschätzen. Er verweist auf die steigende Zahl von Studien, die negative Auswirkungen von Bildschirmmedien auf die kindliche Entwicklung belegen.
„Es geht nicht darum, die Digitalisierung zu verteufeln“, betont Spitzer immer wieder, „sondern darum, sie altersgerecht und sinnvoll einzusetzen.“ Erwachsene mit einem ausgereiften Gehirn könnten durchaus von digitalen Werkzeugen profitieren – Kinder und Jugendliche jedoch bräuchten zunächst eine solide Grundlage durch reale Erfahrungen.
Besonders brisant wurde die Debatte, als die AfD Spitzer 2018 als Experten für die Enquete-Kommission „Berufliche Bildung in der digitalen Arbeitswelt“ vorschlug. Spitzer lehnte ab – er wollte nicht mit der Partei in Verbindung gebracht werden.
Mediale Präsenz: Von „Geist & Gehirn“ bis YouTube
Spitzers Einfluss geht weit über die akademische Welt hinaus. Mit der TV-Serie „Geist & Gehirn“ erreichte er von 2004 bis 2012 ein Millionenpublikum. In 194 Folgen erklärte er komplexe neurowissenschaftliche Zusammenhänge so verständlich, dass sie jeder nachvollziehen konnte.
Die Kunst der Wissenschaftskommunikation
Was Spitzer auszeichnet, ist seine Fähigkeit, trockene Wissenschaft lebendig zu machen. Er nutzt Analogien, erzählt Geschichten und scheut sich nicht vor klaren Aussagen. Diese Direktheit macht ihn angreifbar, aber auch unverwechselbar. Heute ist Spitzer auf YouTube präsent, wo seine Vorträge Millionen von Aufrufen generieren. Der Vortrag in Feldbach etwa wurde über 1,9 Millionen Mal angesehen – ein Beweis für das anhaltende Interesse an seinen Thesen.
Deep Dive: Die Medienkompetenz-Debatte
Spitzer kritisiert vehement den Begriff der „Medienkompetenz“, wie er im Zusammenhang mit dem Digitalpakt Schule verwendet wird. Seine Argumentation: Man kann nicht kompetent mit etwas umgehen, das per se schädlich ist. Es sei, als würde man von „Zigarettenkompetenz“ sprechen.
Stattdessen plädiert er für:
- Medienmündigkeit: Die Fähigkeit, bewusst zu entscheiden, wann Medien sinnvoll sind
- Altersgerechtigkeit: Digitale Medien erst ab einem Alter, in dem das Gehirn damit umgehen kann (je nach Vortrag hab ich 14, 16 und 18 Jahre bei ihm gehört)
- Qualität vor Quantität: Weniger, aber bewussterer Medienkonsum
Spitzers Vermächtnis für die moderne Pädagogik
Unabhängig davon, wie man zu Spitzers Thesen steht – sein Einfluss auf die deutsche Bildungslandschaft ist unbestreitbar. Er hat es geschafft, die Diskussion über Lernen und Lehren auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen und gleichzeitig eine breite Öffentlichkeit zu erreichen.
Die bleibenden Erkenntnisse
Einige von Spitzers Kernbotschaften haben sich als zeitlos erwiesen:
- Lernen ist ein aktiver Prozess: Das Gehirn ist kein passiver Speicher, sondern ein aktiv konstruierendes System
- Emotionen sind wichtig: Ohne emotionale Beteiligung kein nachhaltiges Lernen
- Bewegung fördert Denken: Körperliche Aktivität stimuliert die Gehirnentwicklung
- Soziale Interaktion ist unersetzlich: Menschen lernen von Menschen
Der Einfluss auf die Schulpraxis
Viele Schulen haben Spitzers Erkenntnisse aufgegriffen:
- Bewegte Schule: Integration von Bewegung in den Unterricht
- Handlungsorientiertes Lernen: Praktische Erfahrungen statt reiner Theorie
- Kritischer Umgang mit digitalen Medien: Bewusster Einsatz statt blindem Technikglauben
Die Zukunft der Neurodidaktik
Auch wenn Spitzer selbst den Begriff „Neurodidaktik“ ablehnt – die Verbindung von Neurowissenschaft und Pädagogik wird bleiben. Die Herausforderung besteht darin, wissenschaftliche Erkenntnisse sinnvoll in die Praxis zu übersetzen, ohne in Neuromythen zu verfallen.
Infobox: Spitzers Einfluss in Zahlen
- Über 200 Publikationen in der Deutschen Nationalbibliothek
- Mehr als 10 Millionen verkaufte Bücher weltweit
- 194 Folgen „Geist & Gehirn“ mit geschätzt 50 Millionen Zuschauern
- Vorträge in über 30 Ländern
- Zitiert in über 5.000 wissenschaftlichen Arbeiten
FAQ: Die wichtigsten Fragen zu Manfred Spitzer
1. Ist Manfred Spitzer wirklich gegen alle digitalen Medien?
Nein. Spitzer differenziert zwischen dem Einsatz digitaler Medien bei Erwachsenen und bei Kindern. Er warnt vor zu frühem und übermäßigem Konsum, nicht vor digitalen Medien per se.
2. Was genau meint Spitzer mit „Digitaler Demenz“?
Der Begriff beschreibt kognitive Defizite durch übermäßigen Medienkonsum: Konzentrationsschwäche, Gedächtnisprobleme und verminderte Impulskontrolle.
3. Welche wissenschaftlichen Belege gibt es für Spitzers Thesen?
Es gibt zahlreiche Studien zu negativen Auswirkungen übermäßigen Medienkonsums. Die Interpretation dieser Studien ist jedoch – wie fast alles in der Wissenschaft – nicht immer ganz eindeutig.
4. Wie steht Spitzer zum Einsatz von Tablets in Schulen?
Kritisch, besonders in der Grundschule. Er plädiert für handschriftliches Schreiben und haptische Erfahrungen.
5. Was empfiehlt Spitzer Eltern?
Klare Regeln für Medienkonsum, viel Bewegung, gemeinsame Aktivitäten (u.a. Musik), viele Naturerfahrugnen und das Vorleben eines bewussten Umgangs mit digitalen Medien.
6. Ist Spitzer in der Wissenschaft anerkannt?
Ja. Wissenschaft funktioniert aber nicht dadurch, dass man anerkannt ist, sondern dass man seine Thesen nachweisen und begründen kann. Ob Du die Schwerkraft anerkennst, hat keinen Einfluss auf die Tatsache der Schwerkraft.
7. Welches ist Spitzers wichtigstes Buch?
„Lernen: Gehirnforschung und die Schule des Lebens“ gilt als eines seiner bekanntesten Werke.
8. Was sagt Spitzer zu Computerspielen?
Manfred Spitzer kritisiert Computerspiele überwiegend als gesundheitsschädlich, insbesondere sogenannte ‚Ballerspiele‘. Positive Aspekte sinnvoller Lernspiele werden nur am Rande erwähnt.
9. Wie reagiert Spitzer auf Kritik?
Meist mit wissenschaftlichen Argumenten und dem Verweis auf Langzeitstudien.
10. Welche praktischen Tipps gibt Spitzer für besseres Lernen?
Regelmäßige Wiederholung, ausreichend Schlaf, Bewegung und emotionale Beteiligung.
11. Ist Spitzer politisch aktiv?
Nein, er lehnte sogar die Mitarbeit in einer Enquete-Kommission ab, um nicht politisch vereinnahmt zu werden.
Glossar: Zentrale Begriffe
Digitale Demenz: Von Spitzer geprägter Begriff für kognitive Defizite durch übermäßigen Medienkonsum
Neuroplastizität: Die Fähigkeit des Gehirns, sich durch Erfahrungen zu verändern
Synaptische Plastizität: Veränderung der Verbindungsstärke zwischen Nervenzellen
Konsolidierung: Prozess der Verfestigung von Gedächtnisinhalten
Transferzentrum: Von Spitzer gegründete Institution zur Übertragung neurowissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis
Medienkompetenz: Umstrittener Begriff für den kompetenten Umgang mit digitalen Medien
Neuronale Netzwerke: Verbände von Nervenzellen, die Informationen verarbeiten
Exekutive Funktionen: Höhere kognitive Prozesse wie Planung und Impulskontrolle
Embodiment: Die Rolle des Körpers für kognitive Prozesse
Multitasking: Die (Illusion der) gleichzeitigen Bearbeitung mehrerer Aufgaben
Ressourcen und weiterführende Literatur
Primärliteratur von Manfred Spitzer
Spitzer, M. (2000). Geist im Netz: Modelle für Lernen, Denken und Handeln. Spektrum Akademischer Verlag.
Spitzer, M. (2002). Lernen: Gehirnforschung und die Schule des Lebens. Spektrum Akademischer Verlag.
Spitzer, M. (2012). Digitale Demenz: Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen. Droemer Knaur.
Spitzer, M. (2018). Die Smartphone-Epidemie: Gefahren für Gesundheit, Bildung und Gesellschaft. Klett-Cotta.
Kritische Auseinandersetzungen
Appel, M. & Schreiner, C. (2014). Digitale Demenz? Mythen und wissenschaftliche Befundlage zur Auswirkung von Internetnutzung. Psychologische Rundschau, 65(1), 1-10.
Deutschlandfunk. (2018, März 8). Digitalisierung an Schulen – „Jede Schwarz- oder Weißmalerei ist da fehl am Platz“. https://www.deutschlandfunk.de/digitalisierung-an-schulen-jede-schwarz-oder-weissmalerei-100.htm
Roth, G. (2006). Warum sind Lehren und Lernen so schwierig? Zeitschrift für Pädagogik, 52(4), 496-506.
Spitzer, M. (2014). Über vermeintlich neue Erkenntnisse zu den Risiken und Nebenwirkungen digitaler Informationstechnik. Psychologische Rundschau, 65(1), 11–13. https://doi.org/10.1026/0033-3042/a000187
Online-Ressourcen
- Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen
- BR-alpha Mediathek: Geist & Gehirn
- Spielen macht Schule
Weiterführende Literatur zur Neurodidaktik
Herrmann, U. (Hrsg.) (2009). Neurodidaktik: Grundlagen und Vorschläge für gehirngerechtes Lehren und Lernen. Beltz.
Roth, G. (2011). Bildung braucht Persönlichkeit: Wie Lernen gelingt. Klett-Cotta.
Stern, E. (2017).Wie wir lernen: Warum Gehirnforschung und Schule aufeinander zugehen müssen. DVA.
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Autor: Marian Zefferer, MSc.
Psychologe, Papa, NLP-Lehrtrainer & Autor von Bildungsimpuls.com. Dort lebe ich meine Vision, einen Beitrag für unser marodes Bildungssystem zu liefern, damit Lernen wieder geil wird und Bildung als das gesehen wird, was es ist: das geistige Gold der Gesellschaft.
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