warum mögen schüler die schule nicht

Warum mögen Schüler die Schule nicht?

Die Herausforderung des Lernens

Hast Du Dich jemals gefragt, warum so viele Schüler die Schule nicht mögen? Oder warum manche Unterrichtsstunden in Erinnerung bleiben, während andere sofort vergessen werden? Daniel T. Willingham, ein renommierter kognitiver Wissenschaftler, gibt in seinem Buch „Why Don’t Students Like School?“ faszinierende Einblicke in diese Fragen. Stell Dir folgende Situation vor: Ein Lehrer hält einen Vortrag über ein Thema, das eigentlich spannend sein sollte – vielleicht sogar über Sexualkunde – und trotzdem schalten die Schüler ab. Willingham erlebte genau das als Teenager: „Als Junge in den 1970er Jahren fieberte ich jedem Gespräch über Sex entgegen. Aber als der große Tag kam, langweilten meine Freunde und ich uns zu Tode“.

Inhaltsverzeichnis

Wie ist das möglich? Die überraschende Antwort: Es ist nicht der Inhalt, der über Interesse oder Langeweile entscheidet. Unser Gehirn funktioniert anders, als wir oft annehmen.

1. Warum unser Gehirn Denken gleichzeitig liebt und vermeidet

Wusstest Du schon? Unser Gehirn ist nicht zum Denken, sondern zum Vermeiden von Denken konzipiert. Es sucht nach bekannten Mustern und Routinen, um Energie zu sparen.

Willingham erklärt, dass unser Gehirn von Natur aus neugierig ist, aber gleichzeitig Anstrengung vermeidet. Wir empfinden Freude, wenn wir Probleme lösen – aber nur, wenn sie die richtige Schwierigkeitsstufe haben:

„Wenn es dieser kleine Freudenstoß beim Lösen eines Problems ist, auf den wir uns freuen, dann hat es keinen Sinn, an einem zu einfachen Problem zu arbeiten – es wird keine Freude geben, wenn es gelöst ist, weil es sich von Anfang an nicht wie ein echtes Problem angefühlt hat.“ Das erklärt, warum viele Menschen Sudoku oder Kreuzworträtsel lieben, aber Algebra-Aufgaben meiden. Es geht nicht um den Inhalt, sondern um die wahrgenommene Lösbarkeit des Problems.

Was bedeutet das für Deinen Unterricht?

  1. Stelle Fragen, bevor Du Antworten gibst. Beginne mit einem Rätsel oder einer Demonstration, die Schüler verwirrt – aber nicht überfordert.
  2. Achte auf die richtige Schwierigkeitsstufe. Zu leichte Aufgaben langweilen, zu schwere frustrieren.
  3. Mache den Sinn der Frage deutlich, bevor Du die Antwort präsentierst. Willingham betont: „Der Stoff, den ich Schülern beibringen möchte, ist eigentlich die Antwort auf eine Frage. Für sich genommen ist die Antwort fast nie interessant. Aber wenn man die Frage kennt, kann die Antwort durchaus interessant sein.“

2. Warum Faktenwissen unverzichtbar für kritisches Denken ist

Eine der wichtigsten Erkenntnisse des Buches: Ohne solides Faktenwissen ist kritisches Denken unmöglich. Dies widerspricht der verbreiteten Meinung, dass wir im Informationszeitalter weniger Fakten und mehr „Denkfähigkeiten“ brauchen.

Willingham erklärt, warum Hintergrundwissen so wichtig ist: 1. Es entlastet das Arbeitsgedächtnis. Wenn Du über Vorwissen verfügst, musst Du weniger Informationen gleichzeitig im Kopf behalten. 2. Es ermöglicht Verständnis. Autoren lassen viele Informationen weg und erwarten, dass Leser die Lücken füllen können. 3. Es ermöglicht Transfer – die Anwendung von Wissen in neuen Situationen.

„Wir kalibrieren unsere Antworten und geben mehr oder weniger (oder andere) Informationen, je nachdem, was der andere unserer Einschätzung nach weiß.“ Ein anschauliches Beispiel: Wenn Du liest „Ich glaubte ihm, als er sagte, er habe ein Haus am See, bis er sagte, es sei bei Flut nur 10 Meter vom Wasser entfernt“, verstehst Du den Witz nur, wenn Du weißt, dass Seen keine nennenswerten Gezeiten haben.

Was bedeutet das für Deinen Unterricht?

  1. Fördere das Lesen in jeder Form. „Lesen setzt Kinder mehr Fakten und einem breiteren Wortschatz aus als praktisch jede andere Aktivität.“
  2. Baue systematisch Wissen auf, anstatt isolierte Denkfähigkeiten zu trainieren.
  3. Nutze Analogien und Vergleiche, um neues Wissen mit vorhandenem zu verknüpfen.

3. Warum Schüler alles vergessen, was Du sagst (und wie Du das ändern kannst)

Kennst Du das? Du hast eine brillante Unterrichtsstunde gehalten, aber am nächsten Tag scheinen die Schüler sich an nichts zu erinnern. Das liegt daran, dass unser Gedächtnis nicht wie ein Videorekorder funktioniert, der alles aufzeichnet.

„Wenn wir etwas ins Gedächtnis aufnehmen, denken wir über seine Bedeutung nach – wir verarbeiten seine Bedeutung.“ Der Schlüssel zum Erinnern liegt nicht in der Absicht zu lernen, sondern im Nachdenken über die Bedeutung.

Willingham beschreibt vier Lehrertypen, die alle erfolgreich sind, aber auf unterschiedliche Weise:

  • Der Komiker: Erzählt häufig Witze und nutzt witzige Beispiele
  • Die Übermutter: Sehr fürsorglich, direktiv und warmherzig
  • Der Geschichtenerzähler: Illustriert fast alles mit Geschichten aus seinem Leben
  • Der Showman: Energiegeladen, mit beeindruckenden Demonstrationen

Was haben sie gemeinsam? Zwei Dinge: Sie stellen eine emotionale Verbindung zu den Schülern her und organisieren den Stoff so, dass er interessant und leicht verständlich ist.

Was bedeutet das für Deinen Unterricht?

Strukturiere Deinen Unterricht wie eine Geschichte. Geschichten haben vier Elemente, die Willingham die „vier Cs“ nennt:

  1. Causality (Kausalität): Ereignisse sind miteinander verbunden
  2. Conflict (Konflikt): Es gibt ein Problem zu lösen
  3. Complications (Komplikationen): Hindernisse auf dem Weg
  4. Character (Charakter): Eine Figur, mit der man sich identifizieren kann

Zweitens: Nutze Emotionen, um Erinnerungen zu verstärken.

Drittens: Konzentriere Dich nicht darauf, den Stoff „relevant“ zu machen. Willingham warnt: „Der Versuch, den Stoff für die Interessen der Schüler relevant zu machen, funktioniert oft nicht.“ Stattdessen solltest Du Dich auf eine klare Organisation und emotionale Verbindung konzentrieren. Er meint, gute Lehrer präsentieren den Stoff auf eine Art und Weise (siehe Lehrertypen), dass er interessant wird.

4. Warum abstrakte Ideen so schwer zu verstehen sind

Abstrakte Konzepte bereiten Schülern oft Schwierigkeiten. Warum? Weil unser Verständnis neuer Ideen zunächst immer an konkreten Beispielen hängt.

„Unser Verständnis neuer Ideen ist anfangs oberflächlich, weil tiefes Verständnis mehr Verbindungen zwischen den Komponenten der Idee erfordert; es braucht einfach mehr Erfahrung und damit mehr Zeit, um tiefes Verständnis zu entwickeln.“ Ein wichtiges Konzept ist der Unterschied zwischen Oberflächenstruktur (wie etwas aussieht) und Tiefenstruktur (wie es funktioniert). Anfänger konzentrieren sich auf die Oberflächenstruktur, während Experten die Tiefenstruktur erkennen.

Was bedeutet das für Deinen Unterricht?

  1. Sei vorsichtig mit Versprechen eines breiten Transfers. Die Geschichte der Bildung ist voll von gescheiterten Versuchen, Schülern eine Fähigkeit beizubringen, die „den Geist trainieren“ soll. Latein, Schach oder Programmieren machen Dich nicht automatisch zu einem besseren Denker in allen Bereichen.
  2. Biete viele konkrete Beispiele für abstrakte Konzepte an. „Wenn Du möchtest, dass Schüler die Tiefenstruktur verstehen, musst Du sie ihnen zeigen.“
  3. Habe realistische Erwartungen an tiefes Wissen. Es braucht Zeit und wiederholte Auseinandersetzung mit einem Thema.

5. Warum Übung wichtig ist (und wie sie richtig funktioniert)

Ist Drill (Wiederholung isolierter Fähigkeiten) sinnvoll? Willinghams Antwort ist ein klares Ja – aber mit wichtigen Einschränkungen.

„Übung verbessert den Transfer. Wenn Du viele Probleme eines bestimmten Typs bearbeitest, ist es wahrscheinlicher, dass Du die zugrundeliegende Struktur des Problems erkennst, auch wenn Du diese spezielle Version des Problems noch nicht gesehen hast.“ Übung ist besonders wichtig für: – Automatisierung von Grundfertigkeiten – Verbesserung des Transfers auf neue Situationen – Entlastung des Arbeitsgedächtnisses

Was bedeutet das für Deinen Unterricht?

  1. Verteile die Übung über die Zeit (Distributed Practice). „Die Verteilung der Übung ermöglicht es Dir, mit weniger Übung auszukommen, verglichen mit gebündelter Übung.“
  2. Variiere die Übungsaufgaben, um Transfer zu fördern.
  3. Achte auf die richtige Menge. Zu viel Übung langweilt, zu wenig führt nicht zur Automatisierung.

6. Wie Technologie das Lernen beeinflusst

Willingham nimmt eine differenzierte Haltung zur Bildungstechnologie ein. Er widerlegt den Mythos der „Digital Natives“ – die Vorstellung, dass heutige Schüler grundlegend anders denken als frühere Generationen.

„Vorherzusagen, wie neue Technologie mit dem menschlichen Geist interagieren wird, ist schwieriger als es klingt.“ Einige überraschende Erkenntnisse: – Das Lesen auf Bildschirmen führt zu etwas schlechterem Verständnis als das Lesen auf Papier – Multitasking beeinträchtigt das Lernen erheblich – Technologie kann bestehende Ungleichheiten verstärken (digitale Kluft)

Was bedeutet das für Deinen Unterricht?

  1. Stelle kritische Fragen zu neuen Technologien:
  2. Gibt es einen guten Grund, ein früher Anwender zu sein?
  3. Wie sicher bin ich, dass ich die Auswirkung auf meine Schüler vorhersagen kann?
  4. Was geht verloren, wenn neue Technologie alte ersetzt?
  5. Wie werde ich den Erfolg evaluieren?
  6. Nutze Technologie gezielt für Schüler mit Behinderungen. Hier kann sie besonders wertvoll sein.
  7. Hilf Eltern bei der Regulierung der Bildschirmzeit. „Lehrer können drei wichtige Rollen spielen: Eltern beruhigen, praktische Hilfe beim Durchdenken von Strategien anbieten und als Kommunikationsdrehscheibe zu diesem Thema dienen.“

7. Wie Du Dich als Lehrer kontinuierlich verbessern kannst

Willingham empfiehlt den Ansatz, von „deliberate practice“ (bewusstes Üben), um sich selbst weiter zu professionalisieren:

„Bewusstes Üben erfordert, dass Du ein kleines Element einer komplexen Aufgabe zur Verbesserung auswählst. Du suchst Feedback darüber, wie Du Dich schlägst, und probierst neue Dinge aus, um Dich zu verbessern.“

Was bedeutet das für Deine Entwicklung als Lehrer?

  1. Wähle einen spezifischen Aspekt Deines Unterrichts zur Verbesserung aus.
  2. Suche Feedback durch Videoaufnahmen oder Kollegen.
  3. Bilde Lerngemeinschaften mit anderen Lehrern. „Wenn Du an Deinem Unterricht mit einem Kollegen arbeitest, ist das nützlich.“

Das Wichtigste in Kürze

  • Unser Gehirn liebt Denken, aber nur unter den richtigen Bedingungen – nicht zu leicht, nicht zu schwer
  • Faktenwissen ist die Grundlage für kritisches Denken, nicht sein Gegensatz
  • Für Erinnerung ist Bedeutung entscheidend, nicht die Absicht zu lernen
  • Abstrakte Ideen werden durch konkrete Beispiele verständlich
  • Übung ist wertvoll, besonders wenn sie über Zeit verteilt und variiert wird
  • Technologie ist weder Wundermittel noch Teufelszeug – es kommt auf den gezielten Einsatz an
  • Lehren ist ein Akt der Überzeugung: „Lehren ist wie Schreiben. Ein Lehrer versucht, die Gedanken des Schülers auf einem bestimmten Weg zu führen.“ (S. 274)

FAQ: Häufig gestellte Fragen

1. Sollte ich versuchen, den Unterrichtsstoff für Schüler „relevant“ zu machen?

Nicht unbedingt. Relevanz garantiert keine Aufmerksamkeit. Wichtiger ist, dass Du den Stoff klar organisierst und eine emotionale Verbindung zu den Schülern herstellst.

2. Wie kann ich Schüler dazu bringen, sich an meinen Unterricht zu erinnern?

Strukturiere Deinen Unterricht wie eine Geschichte mit Kausalität, Konflikt, Komplikationen und Charakteren. Sorge dafür, dass Schüler über die Bedeutung des Stoffes nachdenken.

3. Ist Drill und Übung nicht veraltet?

Nein. Willingham zeigt, dass verteilte Übung (über Zeit verteilt) und variierte Übung (mit unterschiedlichen Aufgabentypen) entscheidend für das langfristige Behalten und den Transfer von Wissen sind. „Übung verbessert den Transfer. Wenn Du viele Probleme eines bestimmten Typs bearbeitest, ist es wahrscheinlicher, dass Du die zugrundeliegende Struktur des Problems erkennst, auch wenn Du diese spezielle Version des Problems noch nicht gesehen hast.“

4. Wie kann ich Schülern helfen, abstrakte Konzepte zu verstehen?

Beginne mit konkreten Beispielen und führe dann schrittweise zu abstrakteren Konzepten. Vergleiche verschiedene Beispiele, um die Tiefenstruktur hervorzuheben. Willingham betont: „Unser Verständnis neuer Ideen ist anfangs oberflächlich, weil tiefes Verständnis mehr Verbindungen zwischen den Komponenten der Idee erfordert; es braucht einfach mehr Erfahrung und damit mehr Zeit, um tiefes Verständnis zu entwickeln.“

5. Wie kann ich mit unterschiedlichen Lerntypen umgehen?

Entgegen der populären Meinung gibt es laut Willingham keine überzeugenden Beweise für die Existenz von visuellen, auditiven oder kinästhetischen Lerntypen. „Nach Jahrzehnten der Forschung haben Psychologen keine konsistenten Lernstile gefunden.“ Stattdessen empfiehlt er, Unterrichtsmethoden zu variieren, um die Aufmerksamkeit aller Schüler zu fördern und verschiedene Denkprozesse zu trainieren.

6. Wie kann ich langsamen Lernern helfen?

Fördere eine Growth Mindset-Haltung. Studien zeigen, dass Schüler, die glauben, dass Intelligenz formbar ist, bessere Leistungen erbringen. Willingham zitiert eine Studie mit über 6.000 Neuntklässlern, die nach einer einstündigen Online-Intervention zum Thema Growth Mindset bessere Noten erzielten und sich eher für anspruchsvolle Mathematikkurse anmeldeten.

7. Wie kann ich Technologie sinnvoll im Unterricht einsetzen?

Stelle kritische Fragen: Gibt es einen guten Grund, ein früher Anwender zu sein? Wie sicher bin ich, dass ich die Auswirkungen auf meine Schüler vorhersagen kann? Was geht verloren, wenn neue Technologie alte ersetzt? Wie werde ich den Erfolg evaluieren? Besonders wertvoll kann Technologie für Schüler mit Behinderungen sein.

8. Wie kann ich mich als Lehrer verbessern?

Willingham empfiehlt „bewusstes Üben“ (deliberate practice): „Wähle einen spezifischen Aspekt Deines Unterrichts zur Verbesserung aus, suche Feedback durch Videoaufnahmen oder Kollegen, und bilde Lerngemeinschaften mit anderen Lehrern.“

9. Warum vergessen Schüler so viel vom Unterrichtsstoff?

Das Vergessen ist normal und Teil des Lernprozesses. Studien zeigen, dass selbst Studenten mit guten Noten nach drei Jahren nur noch etwa die Hälfte des Gelernten erinnern. Der Schlüssel ist kontinuierliche Übung und Wiederholung über längere Zeiträume. „Wenn Du möchtest, dass Schüler etwas langfristig behalten, musst Du für verteilte Übung sorgen.“

10. Wie kann ich Unterricht so gestalten, dass er besser in Erinnerung bleibt?

Strukturiere Deinen Unterricht wie eine Geschichte mit den „vier Cs“: Causality (Kausalität), Conflict (Konflikt), Complications (Komplikationen) und Character (Charakter). Willingham gibt ein Beispiel für den Unterricht über Pearl Harbor, bei dem die Perspektive Japans als treibende Kraft der Geschichte verwendet wird, um einen stärkeren narrativen Bogen zu schaffen.

11. Wie wichtig ist emotionale Verbindung im Unterricht?

Sehr wichtig. Willingham beschreibt, dass erfolgreiche Lehrer, unabhängig von ihrem Stil, eine emotionale Verbindung zu ihren Schülern herstellen. „Emotionen verstärken Erinnerungen, aber sie sind nicht notwendig für das Lernen. Es ist genauer zu sagen: Dinge, die eine emotionale Reaktion hervorrufen, werden besser erinnert, aber Emotion ist nicht notwendig für das Lernen.“

12. Wie kann ich mit den unterschiedlichen Fähigkeiten meiner Schüler umgehen?

Willingham betont, dass jedes Kind wertvoll ist, unabhängig von seinen kognitiven Fähigkeiten: „Jedes Kind ist einzigartig und wertvoll, ob es intelligent ist oder nicht viel mentale Fähigkeit hat.“ Er empfiehlt, den Unterricht so zu gestalten, dass alle Schüler die Freude des Lernens erleben können, indem Aufgaben mit der richtigen Schwierigkeitsstufe angeboten werden.

13. Wie kann ich Schülern helfen, kritisch zu denken?

Kritisches Denken erfordert Faktenwissen. „Wenn Du möchtest, dass Schüler kritisch denken können, musst Du sicherstellen, dass sie über ausreichendes Faktenwissen verfügen.“ Willingham warnt davor, Denkstrategien ohne Inhaltswissen zu lehren: „Denken über Denken ist wertvoll… aber es reicht nicht aus.“

14. Wie kann ich Schüler motivieren, die die Schule nicht mögen?

Stelle sicher, dass es Probleme zu lösen gibt, die weder zu leicht noch zu schwer sind. „Wenn es dieser kleine Freudenstoß beim Lösen eines Problems ist, auf den wir uns freuen, dann hat es keinen Sinn, an einem zu einfachen Problem zu arbeiten – es wird keine Freude geben, wenn es gelöst ist, weil es sich von Anfang an nicht wie ein echtes Problem angefühlt hat.“

15. Wie kann ich meinen Unterricht für die digitale Welt anpassen?

Willingham widerlegt den Mythos der „Digital Natives“ – die Vorstellung, dass heutige Schüler grundlegend anders denken als frühere Generationen. Er empfiehlt, kritisch zu bleiben und zu bedenken, dass „das Lesen auf Bildschirmen zu etwas schlechterem Verständnis führt als das Lesen auf Papier“ und „Multitasking das Lernen erheblich beeinträchtigt“. Hilf Eltern bei der Regulierung der Bildschirmzeit ihrer Kinder.

Was Du ab jetzt tun kannst: Kognitive Psychologie im Klassenzimmer anwenden

Willinghams Erkenntnisse aus der kognitiven Wissenschaft bieten Dir konkrete Handlungsempfehlungen für Deinen Unterrichtsalltag:

1. Gestalte Deinen Unterricht als Denkherausforderung

  • Stelle Fragen vor Antworten: Beginne mit einem Rätsel oder Problem, das Neugier weckt
  • Achte auf die richtige Schwierigkeitsstufe: Nicht zu leicht, nicht zu schwer
  • Erkläre den Sinn der Frage, bevor Du die Antwort präsentierst

2. Baue systematisch Wissen auf

  • Fördere das Lesen in jeder Form, um Faktenwissen zu erweitern
  • Verbinde neues Wissen mit vorhandenem durch Analogien und Vergleiche
  • Mache Wissen bedeutungsvoll durch Zusammenhänge und Anwendungen

3. Nutze die Kraft der Geschichten

  • Strukturiere Unterricht nach den vier Cs: Causality, Conflict, Complications, Character
  • Wähle überraschende Perspektiven, um Interesse zu wecken
  • Nutze Emotionen, um Erinnerungen zu verstärken

4. Übe richtig

  • Verteile Übung über Zeit statt massierter Übung
  • Variiere Übungsaufgaben, um Transfer zu fördern
  • Automatisiere Grundfertigkeiten, um Arbeitsgedächtnis zu entlasten

5. Fördere tiefes Verständnis

  • Biete viele konkrete Beispiele für abstrakte Konzepte
  • Vergleiche verschiedene Beispiele, um Tiefenstruktur hervorzuheben
  • Habe realistische Erwartungen an die Entwicklung tiefen Wissens

„Bildung ist ähnlich wie andere Studiengebiete, in denen wissenschaftliche Erkenntnisse nützlich, aber nicht entscheidend sind. Ein Architekt wird Prinzipien der Physik beim Entwerfen eines Bürogebäudes nutzen, aber sie wird auch von ästhetischen Prinzipien und ihrem Budget geleitet. Ähnlich kann Wissen über kognitive Wissenschaft hilfreich sein bei der Planung, was und wie Du unterrichtest, aber es ist nicht die ganze Geschichte.“ (Daniel T. Willingham)

Autor: Marian Zefferer, MSc.

Psychologe, Papa, NLP-Lehrtrainer & Autor von Bildungsimpuls.com. Dort lebe ich meine Vision, einen Beitrag für unser marodes Bildungssystem zu liefern, damit Lernen wieder geil wird und Bildung als das gesehen wird, was es ist: das geistige Gold der Gesellschaft.


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