Die Lernwerkstatt Pottenbrunn – Eine Schule im Wasserschloss zum Verlieben

Stell Dir vor, Dein Kind könnte jeden Tag selbst entscheiden, was es lernen möchte. Keine starren Stundenpläne, keine ständigen Prüfungen, sondern ein Ort, an dem natürliche Neugier und individuelles Wachstum im Mittelpunkt stehen. Klingt utopisch? In der Lernwerkstatt ist genau das seit 35 Jahren gelebte Realität.

Kann Schule mehr sein als ein Ort, an dem Wissen vermittelt, abgeprüft und bewertet wird? Welche Form der Begleitung brauchen Kinder wirklich, um ihre Potenziale voll zu entfalten? Diese Fragen stehen im Zentrum des pädagogischen Konzepts der Lernwerkstatt – einer der größten alternativpädagogischen Privatschulen Österreichs.

Die Lernwerkstatt im Überblick: Eine Schule, die anders denkt

Die 1990 gegründete Lernwerkstatt ist eine alternativpädagogische Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht in Österreich – 35 Jahre Feier der Schule ist kurz nach dem Veröffentlichen dieses Artikels, nämlich am 24.5.2025. Mit rund 90 Schülerinnen und Schülern im Alter von 6 bis 16 Jahren deckt sie alle neun Jahre der Schulpflicht ab. Was sie von konventionellen Bildungseinrichtungen unterscheidet, ist ihr grundlegend anderes Verständnis davon, wie Kinder lernen und sich entwickeln.

Geschichte und Gründungsidee

Die Lernwerkstatt entstand aus der Reformpädagogik-Bewegung der späten 1980er Jahre. Sie gehört zu den sogenannten „Aktiven Schulen“, deren Konzept auf der Pädagogik von Maria Montessori und dem Entwicklungsmodell von Jean Piaget basiert. Auch die Erkenntnisse des chilenischen Biologen Humberto Maturana fließen in die theoretische Grundlage ein.

Die Gründer (Markus Distelberger & weitere Familien) waren überzeugt: Kinder brauchen keine Belehrung, sondern eine vorbereitete Umgebung, in der sie ihren natürlichen Lernimpulsen folgen können. Diese Vision hat sich über drei Jahrzehnte weiterentwickelt und bewährt.

Was macht die Lernwerkstatt anders? Der revolutionäre pädagogische Ansatz

Selbstbestimmtes Lernen statt vorgegebener Stundenpläne

In der Lernwerkstatt gibt es keine klassischen Stundenpläne. Stattdessen bestimmt jedes Kind selbst, womit es sich beschäftigen möchte. Die grundlegende Überzeugung: Der Impuls, sich Neuem zuzuwenden, kommt von innen. Kinder entscheiden eigenständig, wo, was, wie lange, womit und mit wem sie spielen und lernen wollen.

Dieser Ansatz basiert auf neurobiologischen Erkenntnissen, die zeigen, dass nachhaltiges Lernen dann stattfindet, wenn es intrinsisch motiviert ist und an die individuellen Entwicklungsbedürfnisse anknüpft. Eine nette Theorie, die Praxis zeigt, aber oft, dass es gar nicht so leicht ist, ein sinnvolles Konzept zu schaffen, welches – nebenbei – auch noch den Pflichtlehrstoff für Schulen enthält. Genau hier hat die Lernwerkstatt konkrete Lösungen geschaffen, welche sie in 35 Jahren Praxis gut evaluiert haben.

Vorbereitete Umgebung statt Klassenzimmer

Anstelle von standardisierten Klassenzimmern bietet die Lernwerkstatt eine sorgfältig gestaltete „vorbereitete Umgebung„. Diese ist reich an Materialien und Möglichkeiten, die zum Entdecken, Experimentieren und Lernen einladen. Die Räume sind so konzipiert, dass sie verschiedene Lernbedürfnisse und Interessen ansprechen.

Die Umgebung ist in verschiedene Bereiche gegliedert, die unterschiedliche Aktivitäten ermöglichen – von ruhigen Lesebereichen über Werkstätten bis hin zu Räumen für Bewegung und freies Spiel.

Wenn man ein Auge für das Konzept der vorbereiteten Umgebung hat – meiner Frau und mir ist es erstmals in Bezug auf Emmi Pikler untergekommen – dann muss man echt staunen. Zumindest ging es mir so, als ich den Außenbereich und die diversen Themenräume der Lernwerkstatt in einem einfachen YouTube-Video gesehen habe. Wir nutzen das Konzept auch bei unseren eigenen Kindern (vorbereitete Spielumgebung, abgegrenzter Bereich, etc.), aber eben „nur“ für 2 Kinder und nicht für 100.

Das Konzept der vorbereiteten Umgebung ist wahrscheinlich eines der wichtigsten Konzepte, um Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen und Lernprozesse anzustoßen… man könnte auch sagen, zum „lernen zu verführen“. Dieses Konzept funktioniert von Geburt (Emmi Pikler) bis ins Erwachsenenalter (z.B. gut ausgearbeitetes Stationenlernen in der Erwachsenenbildung). Die Anpassungen sind natürlich extrem individuell.

Begleiter statt Lehrer

In der Lernwerkstatt werden Kinder nicht von „Lehrern“ im klassischen Sinne unterrichtet, sondern von „Begleitern“ unterstützt. Diese verstehen sich als Lernpartner, die beobachten, unterstützen und bei Bedarf Impulse geben, aber nicht belehren oder bewerten.

Die Pädagogen bringen ihre individuellen Stärken, Vorlieben und Erfahrungen in den Schulalltag ein. Viele haben neben ihrer pädagogischen Ausbildung zusätzliche Qualifikationen in Bereichen wie Montessori-Pädagogik oder haben sich intensiv mit den Ansätzen von Rebeca und Mauricio Wild auseinandergesetzt.

Soziales Lernen in altersgemischten Gruppen

Eine Besonderheit der Lernwerkstatt ist die unglaubliche Vielfältigkeit in der Möglichkeit des sozialen Lernens. Kinder verschiedener Altersstufen lernen gemeinsam, wodurch natürliche Lehr- und Lernprozesse zwischen den Kindern entstehen. Ältere Kinder unterstützen jüngere, jüngere lernen von älteren – ganz ohne künstliche Hierarchien.

Diese altersgemischte Struktur fördert soziale Kompetenzen wie Empathie, Kooperation und Verantwortungsbewusstsein auf natürliche Weise.

Der Schulalltag in der Lernwerkstatt: Freiheit in Struktur

Obwohl die Lernwerkstatt auf Selbstbestimmung setzt, bedeutet dies nicht Regellosigkeit. Der Schulalltag folgt einem rhythmischen Rahmen, der Orientierung bietet, ohne einzuengen. Die Schule hat als Basis einen Verein, welcher von den Eltern getragen wird, dies schafft eine Gemeinschaft auf allen Ebenen.

Primaria und Sekundaria

Die Schule ist in zwei Hauptbereiche gegliedert: die Primaria (Grundschulalter) und die Sekundaria (Mittelschulalter). Beide Bereiche folgen denselben pädagogischen Grundprinzipien, sind aber in ihrer Gestaltung an die unterschiedlichen Entwicklungsbedürfnisse der Altersgruppen angepasst.

Ein Tag in der Lernwerkstatt

Ein typischer Tag beginnt mit einer offenen Ankommenszeit. Die Kinder können in ihrem eigenen Tempo ankommen und sich orientieren. Es gibt keine Klingel, die den Unterrichtsbeginn markiert, sondern fließende Übergänge.

Im Laufe des Tages können die Kinder frei zwischen verschiedenen Aktivitäten wählen: Sie können mit Montessori-Materialien arbeiten, an Projekten teilnehmen, lesen, handwerklich tätig sein, sich bewegen oder spielen. Regelmäßige Gesprächskreise bieten Raum für Austausch und Reflexion.

Die Begleiter sind präsent, beobachten aufmerksam und stehen bei Bedarf unterstützend zur Seite. Sie dokumentieren die Lernprozesse der Kinder, ohne diese durch ständige Bewertungen zu stören.

Wissenschaftliche Grundlagen: Mehr als nur eine pädagogische Mode

Die Lernwerkstatt ist kein experimentelles Konzept, sondern basiert auf soliden wissenschaftlichen Erkenntnissen aus verschiedenen Disziplinen:

  • Entwicklungspsychologie nach Jean Piaget: Kinder durchlaufen verschiedene kognitive Entwicklungsstufen, die respektiert werden müssen.
  • Montessori-Pädagogik: Kinder lernen am besten durch selbstgewählte, sinnvolle Tätigkeiten mit didaktischen Materialien.
  • Neurobiologie: Das Gehirn lernt am effektivsten in entspannter Atmosphäre und bei intrinsischer Motivation.
  • Erkenntnisse von Humberto Maturana: Menschen sind autopoietische (selbsterschaffende) Systeme, die sich nach eigenen inneren Gesetzmäßigkeiten entwickeln.

Erfolge und Herausforderungen: Was die Lernwerkstatt erreicht hat

Nach 35 Jahren Erfahrung kann die Lernwerkstatt auf beeindruckende Erfolge zurückblicken:

  • Sie hat sich als eine der größten alternativpädagogischen Schulen Österreichs etabliert
  • Sie besitzt Öffentlichkeitsrecht, was die Anerkennung durch das staatliche Bildungssystem bedeutet
  • Zahlreiche Absolventen haben erfolgreich weiterführende Bildungswege eingeschlagen, Unternehmen gegründet und haben einen Beruf mit Sinn ergriffen.
  • Die Schule ist zu einem Inspirationsmodell für innovative Bildungskonzepte geworden

Dennoch steht die Lernwerkstatt auch vor Herausforderungen, nämlich der Finanzierung als Privatschule. Da die Schule keiner Konfession angehört (z.B. römisch-katholisch), ist die Förderung des Staates sehr gering (nur ca. 5 % der Kosten). Ein Problem, welches schon Alexander Neill mit Summerhill vor über 100 Jahren hatte, als er in Österreich eine Schule, ohne verpflichtenden Religionsunterricht, gründen wollte.

Häufig gestellte Fragen zur Lernwerkstatt

Lernen die Kinder ohne Stundenplan überhaupt genug?

Ja, die Erfahrung zeigt, dass Kinder, die ihren natürlichen Lernimpulsen folgen dürfen, oft mehr und nachhaltiger lernen als im konventionellen Unterricht. Die intrinsische Motivation führt zu tieferem Verständnis und größerer Lernfreude.

Wie werden die Kinder bewertet?

In der Lernwerkstatt gibt es keine klassischen Noten. Stattdessen werden die Lernprozesse dokumentiert und in regelmäßigen Entwicklungsgesprächen mit Kindern und Eltern reflektiert. Bei Bedarf können für den Übertritt in andere Schulformen Zeugnisse ausgestellt werden.

Sind die Absolventen auf weiterführende Schulen vorbereitet?

Die Erfahrung zeigt, dass Absolventen der Lernwerkstatt gut auf weiterführende Bildungswege vorbereitet sind. Sie haben gelernt, selbstständig zu denken, Verantwortung zu übernehmen und intrinsisch motiviert zu lernen – Fähigkeiten, die in allen Bildungskontexten wertvoll sind. Manche studieren, manche gründen Unternehmen und manche werden auch Lehrer… dann allerdings oft auch in der Lernwerkstatt.

Ist die Lernwerkstatt für alle Kinder geeignet?

Die Lernwerkstatt kann für viele Kinder ein ideales Lernumfeld sein, besonders für solche, die in konventionellen Schulen nicht ihr volles Potenzial entfalten können. Allerdings kann rein finanziell nicht jedes Kind in diese Schule – was die Schulleitung sehr bedauert. Es gibt also keine Erfahrungswerte für sozioökonomisch ganz schwach gestellte Kinder und Familien. Die Idee: Ahh, das funktioniert nur bei „schlauen Kindern“, ist jedoch kein sinnvoller Rückschluss, sondern eher ein Confirmation Bias – die Tendenz, dass man das als wahr ansieht, was man selbst bereits glaubt und andere Informationen, die diesen Glauben nicht bestärken, ausblenden. Wenn die Schule in den 35 Jahren gescheitert wäre, wäre das eher ein Indiz, dass es für sozioökonomisch schwache Kinder ebenso wenig gelingt. Umgekehrt, da es bereits funktioniert hat, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es auch für sozioökonomisch schwächer gestellte Kinder funktionieren würde, höher. Aber der Beweis konnte dafür leider noch nicht angetreten werden. Dafür müsste der Staat eine solche Schule unterstützen, auch wenn sie keinen römisch-katholischen Unterricht gibt.

Wie finanziert sich die Schule?

Als Privatschule finanziert sich die Lernwerkstatt hauptsächlich durch Elternbeiträge und Spenden. Dies ermöglicht die pädagogische Unabhängigkeit, stellt aber auch eine finanzielle Herausforderung dar. Der Beitrag des Staates für dieses unglaublich faszinierende Schulprojekt liegt bei gerade einmal ca. 5 %.

Gibt es einen Lehrplan?

Die Lernwerkstatt orientiert sich an den Bildungszielen des österreichischen Lehrplans, setzt diese jedoch mit eigenen pädagogischen Methoden um. Der Fokus liegt auf dem individuellen Lernweg jedes Kindes statt auf standardisierten Lehrplänen.

Die Lernwerkstatt als Inspirationsquelle für die Bildung der Zukunft

Die Lernwerkstatt ist mehr als nur eine alternative Schule – sie ist ein lebendiges Labor für zukunftsfähige Bildung. In einer Zeit, in der traditionelle Bildungssysteme zunehmend hinterfragt werden, bietet sie wertvolle Impulse:

  • Sie zeigt, dass Lernen ohne Druck und Bewertung möglich ist
  • Sie demonstriert, wie Kinder Verantwortung für ihren eigenen Lernprozess übernehmen können
  • Sie praktiziert eine Pädagogik des Vertrauens statt der Kontrolle (bei gleichzeitig vorhandener Struktur! Es geht nicht um ein jeder macht, was er will)
  • Sie bereitet Kinder auf eine Zukunft vor, die Kreativität, Selbstständigkeit und lebenslanges Lernen erfordert

Mit ihrer Zeitschrift „Freigeist“ – Österreichs einziger Zeitschrift für innovative Pädagogik – trägt die Lernwerkstatt aktiv zur gesellschaftlichen Diskussion über Bildung bei und inspiriert andere Bildungseinrichtungen.

Eine Schule, die Kinder ernst nimmt

Die Lernwerkstatt steht für eine Bildungsphilosophie, die das Kind in seiner Ganzheit und Einzigartigkeit in den Mittelpunkt stellt. Sie vertraut auf die natürliche Lernfähigkeit und -bereitschaft von Kindern und schafft Bedingungen, unter denen diese sich optimal entfalten können. Die Frage ist nicht, ob wir uns alternative Bildungskonzepte leisten können, sondern ob wir es uns leisten können, auf ihre Erkenntnisse zu verzichten. Die Lernwerkstatt zeigt seit 35 Jahren: Es gibt Alternativen zum „Einheitsunterricht“ – Alternativen, die Kinder nicht nur auf Prüfungen, sondern auf das Leben vorbereiten.

Glossar: Wichtige Begriffe der alternativen Pädagogik

Hier findest Du eine Übersicht der wichtigsten Fachbegriffe, die im Kontext der Lernwerkstatt und alternativer Pädagogik relevant sind:

  • Aktive Schule: Schulform, die auf selbstbestimmtes Lernen und aktive Beteiligung der Kinder setzt, angelehnt an die Pädagogik von Maria Montessori und das Entwicklungsmodell von Jean Piaget.
  • Autopoietisches System: Begriff aus der Theorie von Humberto Maturana, der beschreibt, dass Menschen sich nach eigenen inneren Gesetzmäßigkeiten entwickeln und nicht von außen „programmiert“ werden können.
  • Begleiter: In der Lernwerkstatt die Bezeichnung für Pädagogen, die Kinder nicht belehren, sondern in ihrem selbstbestimmten Lernprozess unterstützen.
  • Freigeist: Österreichs einzige Zeitschrift für innovative Pädagogik, herausgegeben von der Lernwerkstatt, die viermal jährlich erscheint.
  • Herzogenburger Lehrplan: Der 1999 erste anerkannte alternative Lehrplan Österreichs, der die pädagogischen Grundlagen der Lernwerkstatt abbildet.
  • Intrinsische Motivation: Antrieb zum Lernen, der aus dem Kind selbst kommt, nicht durch äußere Belohnungen oder Druck erzeugt wird.
  • Öffentlichkeitsrecht: Rechtsstatus, der einer Privatschule die staatliche Anerkennung verleiht und bedeutet, dass ihre Zeugnisse denen staatlicher Schulen gleichgestellt sind.
  • Primaria: Bereich der Lernwerkstatt für Kinder im Grundschulalter (etwa 6-10 Jahre).
  • Reformpädagogik: Sammelbegriff für pädagogische Ansätze, die sich kritisch mit traditionellen Bildungsformen auseinandersetzen und alternative Konzepte entwickeln.
  • Sekundaria: Bereich der Lernwerkstatt für Kinder im Mittelschulalter (etwa 10-16 Jahre).
  • Selbstbestimmtes Lernen: Pädagogisches Prinzip, bei dem Kinder selbst entscheiden, was, wann, wie und mit wem sie lernen möchten.
  • Themenzentrierte Bereiche: Anstelle von klassischen Klassenzimmern gibt es in der Lernwerkstatt Räume, die nach Themen und Aktivitäten gegliedert sind.
  • Vorbereitete Umgebung: Ein zentrales Konzept, bei dem die Lernumgebung so gestaltet wird, dass sie vielfältige Lernimpulse bietet und auf die Entwicklungsbedürfnisse der Kinder abgestimmt ist.

Stimmen aus der Lernwerkstatt: Persönliche Erfahrungen

Um Dir einen authentischen Einblick in den Alltag der Lernwerkstatt zu geben, lassen wir hier Menschen zu Wort kommen, die Teil dieser besonderen Schulgemeinschaft sind:

„Diese Vision, dass man nicht den ganzen Vormittag sitzen muss und das Wissen quasi reingestopft kriegt, sondern dass Lernen auch anders möglich sein kann – das hat mich von Anfang an begeistert.“ Eine Lernbegleiterinder Lernwerkstatt

„Es ist so schön mit einer Jugendlichen über Beistrichsetzung zu diskutieren und zwar nicht weil es jetzt 8 Uhr ist und wir das machen müssen sondern weil es sie jetzt gerade interessiert“ – Eine Lernbegleiterin der Lernwerkstatt

„Was diese Schule besonders macht, ist einfach diese unglaubliche Vielfältigkeit in der Möglichkeit des sozialen Lernens.“ — Ein Begleiter der Lernwerkstatt

Die Begeisterung für das Konzept zeigt sich auch in der Kontinuität des Teams. Viele Pädagogen bleiben der Schule über Jahre oder Jahrzehnte treu, auch wenn sie zwischenzeitlich andere berufliche Wege erkunden:

„Nach einem kurzen Abstecher in Kindergruppen bei den Alternativschulen bin ich nach einem Auszeitjahr und zwei Karenzjahren wieder zurückgekehrt. Die Lernwerkstatt ist mehr als nur ein Arbeitsplatz – sie ist eine Herzensangelegenheit.“ — Eine langjährige Mitarbeiterin

Die Lernwerkstatt im gesellschaftlichen Kontext

Die Lernwerkstatt steht nicht isoliert da, sondern ist Teil einer wachsenden Bewegung für innovative Bildungswege im deutschsprachigen Raum. Als eine der Pionierinnen alternativer Pädagogik in Österreich hat sie wichtige Impulse für die Weiterentwicklung des Bildungssystems gesetzt.

Mit ihrer über 35-jährigen Geschichte zeigt die Lernwerkstatt, dass alternative Bildungskonzepte keine kurzlebigen Experimente sein müssen, sondern nachhaltige und erfolgreiche Modelle sein können. Sie hat bewiesen, dass eine Schule ohne Noten, ohne starre Stundenpläne und ohne traditionelle Hierarchien funktionieren kann – und dass Kinder in einer solchen Umgebung nicht nur akademisch, sondern vor allem menschlich wachsen können.

In einer Zeit, in der die Digitalisierung und Globalisierung die Arbeitswelt fundamental verändern, werden die in der Lernwerkstatt geförderten Kompetenzen wie Selbstständigkeit, Kreativität, soziale Intelligenz und intrinsische Motivation immer wichtiger. Die Lernwerkstatt bereitet Kinder nicht auf eine Welt von gestern vor, sondern auf die Herausforderungen von morgen.

Besuch und Kontakt: Die Lernwerkstatt erleben

Wenn Du die Lernwerkstatt persönlich kennenlernen möchtest, bietet die Schule regelmäßig Schulführungen an. Diese geben Dir die Möglichkeit, die besondere Atmosphäre zu erleben, Fragen zu stellen und mit Begleitern und Kindern ins Gespräch zu kommen.

Für Pädagogen und Bildungsinteressierte, die tiefer in das Konzept eintauchen möchten, ist die Zeitschrift „Freigeist“ eine wertvolle Ressource. Sie erscheint viermal jährlich und bietet Einblicke in die pädagogische Arbeit, den Schulalltag und die theoretischen Grundlagen der Lernwerkstatt.

Die Lernwerkstatt ist mehr als nur eine Schule – sie ist eine Gemeinschaft, ein Ort zu verlieben und ein lebendiges Beispiel dafür, dass Bildung anders gedacht werden kann. Sie zeigt, dass eine Pädagogik des Vertrauens und der Freiheit möglich ist – eine Pädagogik, die Kinder nicht als leere Gefäße betrachtet, die gefüllt werden müssen, sondern als eigenständige Persönlichkeiten mit einem natürlichen Drang zu wachsen und zu lernen.

In diesem Sinne ist die Lernwerkstatt nicht nur ein Ort für Kinder, sondern auch eine Inspiration für alle, die an der Zukunft der Bildung interessiert sind. Sie lädt uns ein, unsere eigenen Vorstellungen von Lernen und Schule zu hinterfragen und neue Wege zu denken – für eine Bildung, die nicht nur Wissen vermittelt, sondern Menschen in ihrer Ganzheit fördert.

Beitragsreihe: Alternative Schule

Dies ist ein Beitrag der Reihe: Alternative Schulformen & Alternative Schulen

Beitragsreihe

Autor: Marian Zefferer, MSc.

Psychologe, Papa, NLP-Lehrtrainer & Autor von Bildungsimpuls.com. Dort lebe ich meine Vision, einen Beitrag für unser marodes Bildungssystem zu liefern, damit Lernen wieder geil wird und Bildung als das gesehen wird, was es ist: das geistige Gold der Gesellschaft.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter:

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert