Verdummt noch mal! – Buchrezension zu John Taylor Gattos Bildungsmanifest
Warum macht die Schule unsere Kinder dümmer? Diese provokante Frage stellt John Taylor Gatto, ein preisgekrönter Lehrer mit über 30 Jahren Erfahrung, in den Mittelpunkt seines bahnbrechenden Werkes „Verdummt noch mal!“. Seine schockierende Antwort: Das Schulsystem funktioniert genau so, wie es soll – es produziert gehorsame Konsumenten statt kritisch denkende Individuen.
Wichtige Anmerkung: Das Lesen dieses Artikels kann für den ein oder anderen harte Kost sein. Vor allem, wenn man selbst in der Schule war oder die eigenen Kinder gerade in einem klassischen Schulsystem sind. Dieses Phänomen nennt sich kognitive Dissonanz – meine Kinder sind in der Schule, ich will nur das Beste für sie, deswegen kann es nicht so schlimm sein.
Der Artikel könnte etwas sanfter formuliert sein. Ich hab‘ mich aber schlussendlich entschieden, Gattos „Originalton“ zu nutzen. Da ich das Buch das erste Mal ca. mit 16 Jahren gelesen habe. Damals war ich gerade in einer HTL (Höhere technische Lehranstalt), also mitten im Schulsystem. Und die Thesen von Gatto klangen für mein jüngeres Ich weder radikal noch übertrieben, sondern treffend und „normal“, war ich doch gerade in diesem System, was er beschrieben hat. Wenn ich das mit dem heutigen Ich lese, klingt einiges davon zwar stimmig, aber für meine Ohren verliert es die Anschlussfähigkeit.
Mit diesem Blick lade ich Dich ein, den Artikel mit möglichst viel Offenheit zu begegnen! 🙂
Der Autor John Tayler Gatto: Ein Insider packt aus
John Taylor Gatto war mehr als drei Jahrzehnte lang Lehrer in New York und wurde mehrfach als „Lehrer des Jahres“ ausgezeichnet. Diese Auszeichnungen machten ihn jedoch nicht stolz – sie öffneten ihm die Augen für die fundamentalen Probleme des Bildungssystems. Als Insider mit unbestreitbarer Glaubwürdigkeit zieht Gatto eine schockierende Bilanz seines Berufes.
Das Buch entstand aus Gattos wachsender Erkenntnis, dass er „einem unsichtbaren Lehrplan folgte, der die Mythen der Institution Schule und unseres Wirtschaftssystems verstärkte“. Seine Analyse basiert auf jahrzehntelanger Praxiserfahrung und der Beobachtung von Tausenden von Schülern.
Entstehungskontext und Wirkung
„Verdummt noch mal!“ löste in den USA eine Schockwelle an Diskussionen über das Prinzip Schule aus. Von den 100.000 Menschen, die das Buch kauften, schrieben über 15.000 Gatto persönlich. Die Reaktionen reichten von Begeisterung bis hin zu Verboten – Schulbehörden riefen sogar die Polizei, um Gattos Vorträge zu unterbinden.
Die zentrale These
Gattos Kernthese ist radikal: Schulen versagen nicht – sie funktionieren perfekt für ihren wahren Zweck. Dieser Zweck ist jedoch nicht Bildung, sondern die Produktion gehorsamer Arbeiter und unersättlicher Konsumenten. Das Schulsystem ist ein „maschinenhaftes Erziehungssystem“, das systematisch die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis und kritischem Denken zerstört.
Der unsichtbare Lehrplan – Die sieben Lektionen der Schule
Gatto identifiziert sieben versteckte Lektionen, die jede Schule unabhängig vom offiziellen Lehrplan vermittelt. Diese bilden das Herzstück seiner Analyse:
1. Verwirrung als Bildungsprinzip
„Die erste Lektion, die ich unterrichte, ist Verwirrung“, erklärt Gatto schonungslos. Das Schulsystem lehrt systematisch die Beziehungslosigkeit von allem:
- Fragmentierung statt Zusammenhang: Schulfächer werden isoliert voneinander unterrichtet
- Oberflächlichkeit statt Tiefe: Lieber ein „Werkzeugkasten oberflächlicher Begriffe“ als eine echte Begeisterung
- Künstliche Unterbrechungen: Pausenglocken zerstören jeden natürlichen Lernrhythmus
Gatto vergleicht den Schulalltag mit einem Fernsehprogramm: „Was ich tue, hat mehr Ähnlichkeit mit der Zusammenstellung eines Fernsehprogramms als mit der Errichtung einer Ordnungsstruktur.“
2. Gesellschaftliche Schichtung durch Bildung
Das zweite versteckte Fach ist die „unentrinnbare Zugehörigkeit zu einer bestimmten Schicht“. Schulen sortieren Kinder systematisch:
- Künstliche Kategorisierung: Kinder werden so eingeteilt, dass sie „als Menschen unter dem Gewicht der ihnen zugeordneten Kategorien kaum noch zu erkennen sind“
- Selbstdisziplinierung: Schüler lernen, höhere Niveaus zu beneiden und niedrigere zu verachten
- Perpetuierung der Klassengesellschaft: 99% der Kinder bleiben auf ihrem zugewiesenen Niveau
3. Gleichgültigkeit als Lebensprinzip
„Die eigentliche Lektion der Pausenglocke ist, dass es keine Arbeit gibt, die es wert ist, zu Ende geführt zu werden“, erklärt Gatto die perfide Logik des dritten versteckten Fachs.
Die Tyrannei der Pausenglocke
Das Schulsystem konditioniert Kinder systematisch zur emotionalen Oberflächlichkeit:
Künstliche Begeisterung: Schüler sollen sich „bedingungslos engagieren“ und „vor Begeisterung von den Plätzen springen“ – aber nur solange, bis die Glocke läutet
Sofortiger Abbruch: Wenn das Signal ertönt, müssen alle Aktivitäten „augenblicklich stehen und liegen“ gelassen werden – egal wie wichtig oder interessant sie gerade waren
Lichtschalter-Mentalität: Kinder lernen, „sich wie ein Lichtschalter an- und ausschalten zu lassen“
Das Ergebnis: Eine Generation der Gleichgültigkeit
Diese „geheime Zeitlogik der Schule“ produziert Menschen, die:
- Keine Projekte zu Ende führen können
- Sich nie wirklich für etwas begeistern
- Permanente Unterbrechungen als normal empfinden
- Gleichgültigkeit als Überlebensstrategie entwickeln
4. Emotionale Abhängigkeit durch Konditionierung
„Mit Fleißbienchen und Smileys, mit Lächeln und Stirnrunzeln bringe ich den Kindern bei, ihren Willen der vorherbestimmten Befehlskette zu unterwerfen“, beschreibt Gatto das vierte versteckte Fach.
Das System der totalen Kontrolle
Die Schule erschafft emotionale Abhängigkeit durch: Willkürliche Machtausübung: Rechte werden „von jeder Autorität ohne Berufungsmöglichkeit gewährt oder verweigert“ – selbst das Recht der freien Rede existiert nicht. Konditionierung durch Belohnung und Strafe: Jede persönliche Entscheidung wird vom Lehrer „bewilligt“ oder bestraft. Unterdrückung der Individualität: Wenn sich „Individualität breit zu machen“ versucht, erfolgen „harte und schnelle“ Urteile
Die perfide Psychologie der Abhängigkeit
Schein-Autonomie: Kinder dürfen den Lehrer „täuschen“ (Toilettengang, Trinken gehen), aber nur um sie „darauf zu konditionieren, sich von meiner Gunst abhängig zu machen“
Privilegien statt Rechte: Alles wird zu einem Privileg, das „entzogen werden kann und so als Faustpfand für Wohlverhalten dient“
Emotionale Erpressung: Freier Wille wird als Bedrohung behandelt und systematisch gebrochen
5. Intellektuelle Abhängigkeit als Lebensprogramm
„Gute Schüler warten darauf, dass ein Lehrer ihnen sagt, was sie tun sollen. Dies ist die wichtigste Lektion von allen“, offenbart Gatto die fünfte versteckte Lektion.
Die Produktion geistiger Invaliden
Das System erzeugt intellektuelle Hilflosigkeit durch:
Expertenabhängigkeit: „Wir müssen auf andere Menschen warten, die besser ausgebildet sind als wir, um unserem Leben einen Sinn zu geben“
Denkverbote: Nur der Lehrer (oder seine Auftraggeber) bestimmt, „was meine Kinder lernen“ – eigenständiges Denken wird bestraft
Gedankenkontrolle: „Diese Macht – zu kontrollieren, was Kinder denken – führt dazu, dass ich erfolgreiche Schüler sehr leicht von Versagern unterscheiden kann“
🎯 Erfolgsformel der Schule: „Erfolgreiche Schüler übernehmen das Denken, das ich ihnen vorgebe, mit einem Minimum an Widerstand und dezenten Anzeichen von Begeisterung.“
Die wirtschaftliche Dimension
Gatto enthüllt die ökonomische Logik hinter dieser Konditionierung: Systemerhaltung: „Unsere gesamte Wirtschaft hängt davon ab, dass diese Lektion gelernt wurde“ Es gibt eine Abhängigkeitsindustrien: Ohne intellektuell abhängige Menschen würden das Sozialhilfenetz, Beratungs- und Therapieindustrie, Kommerzielle Unterhaltung, usw. zusammenbrechen.
6. Labiles Selbstbewusstsein durch permanente Bewertung
„Ich unterrichte, dass die Selbstachtung eines Kindes von der Meinung eines Experten abhängen sollte“, erklärt Gatto das sechste versteckte Fach.
Die Zerstörung des Selbstvertrauens
Das System untergräbt systematisch das natürliche Selbstbewusstsein. Es gibt Permanente Evaluationen: „Meine Kinder werden beständig ausgewertet und beurteilt“ – durch Zeugnisse, Tests und Bewertungen. Ein weiteres Mittel ist die Fremdbestimmte Identität: Das „sich anhäufende Gewicht dieser scheinbar objektiven Berichte“ treibt Kinder „zu bestimmten Entscheidungen über sich selbst“. Wichitg ist außerdem ein Verbot der Selbsteinschätzung: „Selbsteinschätzung, der Grundstoff jedes bedeutenden philosophischen Systems, wird nie als Faktor in Betracht gezogen“
💔 Tragische Botschaft: „Die Lektion von Beurteilungen, Zensuren und Testergebnissen liegt darin, dass Kinder nicht sich selbst oder ihren Eltern trauen sollten, sondern sich stattdessen auf die Auswertung bevollmächtigter Beamter verlassen.“
Kinder lernen, dass „den Menschen gesagt werden muss, was sie wert sind“ – eine Konditionierung, die sie ihr Leben lang von Autoritäten abhängig macht und jede Form von Selbstvertrauen systematisch zerstört.
7. Totale Überwachung als Normalität
„Ich lehre die Schüler, dass sie immer unter Beobachtung stehen und immer überwacht werden“, beschreibt Gatto die siebte und letzte versteckte Lektion.
Der gläserne Mensch von Kindesbeinen an
Keine Privatsphäre: „Es gibt keine Privatsphäre für Kinder, es gibt keine private Zeit“
Zeitkontrolle: Der Wechsel zwischen Stunden dauert „exakt dreihundert Sekunden, um die promiskuitive Verbrüderung auf einem niedrigen Level zu halten“
Denunziation als Tugend: Schüler werden „ermutigt, übereinander und sogar über ihre eigenen Eltern zu tratschen“
Die Ausdehnung ins Private
Hausaufgaben als Kontrollinstrument: Diese „erweiterte Beschulung“ sorgt dafür, dass „die Wirkung der Überwachung, wenn schon nicht die Überwachung selbst, sich bis in den privaten Haushalt erstreckt“
Verhinderung autonomen Lernens: Kinder sollen keine freie Zeit haben, „um etwas zu lernen, was nicht autorisiert ist, zum Beispiel von den Eltern, durch eigenes Erkunden oder durch Kontakt mit einer kompetenten Person“
Gattos Alternative: Selbsterkenntnis statt Beschulung
Das elitäre Bildungsmodell
Gatto propagiert eine „Bildungsphilosophie, die Jahrtausende lang ein Favorit der herrschenden Klassen in Europa war“. Im Zentrum steht der Glaube, dass „Selbsterkenntnis die einzige Basis für echte Kenntnis ist“.
Kernprinzipien dieses Systems:
- Herausforderungen ohne Anleitung: Kinder müssen sich allein bewähren
- Reale Risiken: Echte Konsequenzen statt künstlicher Bewertungen
- Individuelle Entwicklung: Jedes Kind folgt seinem eigenen Rhythmus
Die sieben Eigenschaften gebildeter Menschen
Gatto definiert, was echte Bildung ausmacht:
- Eigenständiges Lernen: Die Fähigkeit, sich selbst zu unterrichten
- Kritisches Denken: Unabhängige Urteilsbildung
- Selbsterkenntnis: Verstehen der eigenen Stärken und Schwächen
- Gemeinschaftsfähigkeit: Echte Beziehungen aufbauen können
- Kreativität: Originelle Lösungen entwickeln
- Charakterstärke: Moralische Integrität
- Lebenspraktische Fähigkeiten: Sich in der realen Welt zurechtfinden
Wissenschaftliche Fundierung und Kritik
Gatto stützt seine Argumentation auf historische Fakten:
- 1930: Thomas Briggs in Harvard beklagte, dass „die große Investition der Nation in höhere Schulbildung keine nennenswerten Ergebnisse gebracht hat“
- 1951: Eine Studie an 30.000 Schulkindern in Los Angeles zeigte erschreckende Wissenslücken
- Kontinuierlicher Niedergang: Trotz steigender Investitionen verschlechtern sich die Ergebnisse
Systemkritik statt Reformvorschläge
Gatto argumentiert, dass „staatliche Monopolschulen von ihrer Struktur her nicht reformierbar sind“. Jede Reform verstärkt nur das Problem:
- Mehr Ressourcen: Führen zu mehr Abhängigkeit, nicht zu besserer Bildung
- Längere Schulzeiten: Verstärken die Entfremdung von Familie und Gemeinschaft
- Neue Tests: Schaffen neue Kategorien von „Versagern“
Die ökonomische Dimension
Das Schulsystem dient primär wirtschaftlichen Interessen:
- Konsumentenproduktion: Schulen erzeugen „unersättliche Konsumhunger“
- Arbeiterrekrutierung: Gehorsame, unkritische Angestellte
- Markterhaltung: Das System ist selbsterhaltend und profitabel
Praxistransfer: Konkrete Umsetzung
Für Eltern: Die Kontrolle zurückgewinnen
Gatto fordert Eltern auf, „die Kontrolle über die Erziehung Ihrer Kinder zu übernehmen“:
Sofortmaßnahmen:
- Schulzeiten für Familienprojekte nutzen
- Reale Herausforderungen schaffen
- Kinder mit echten Experten zusammenbringen
- Eigenständiges Lernen fördern
Langfristige Strategien:
- Homeschooling als Alternative erwägen
- Gemeinschaftsbasierte Bildungsprojekte initiieren
- Schulkritische Netzwerke aufbauen
Für Lehrer: Subversion im System
Gatto zeigt, wie Lehrer innerhalb des Systems arbeiten können:
Praktische Ansätze:
- Fächerübergreifende Projekte entwickeln
- Reale Probleme in den Unterricht integrieren
- Schüler zu eigenständigen Recherchen ermutigen
- Eltern als Bildungspartner einbeziehen
Grenzen respektieren:
- Systemkonforme Tarnung notwendig
- Vorsicht vor administrativen Sanktionen
- Schrittweise Veränderung statt Revolution
Für Bildungspolitiker: Systemische Alternativen
Strukturelle Reformen:
- Bildungsmonopol aufbrechen
- Wahlfreiheit für Familien schaffen
- Alternative Bildungsmodelle fördern
- Dezentralisierung vorantreiben: Einzelne Schulen dürfen mehr Einfluss haben, was, wie und wo sie lernen, etc.
FAQ – Häufig gestellte Fragen
1. Ist Gatto grundsätzlich gegen jede Form von Schule?
Gatto kritisiert nicht Bildung, sondern das monopolistische Zwangsschulsystem. Er befürwortet vielfältige, freiwillige Bildungsformen.
2. Wie sollen Kinder ohne Schule Lesen und Schreiben lernen?
Gatto argumentiert, dass diese Grundfertigkeiten „in weniger als hundert Stunden erlernbar sind“ und sich im richtigen Umfeld oft selbst entwickeln.
3. Was ist mit Kindern aus bildungsfernen Familien?
Gatto sieht gerade für diese Kinder das größte Potenzial in alternativen Bildungsformen, da sie am meisten unter dem aktuellen System leiden.
4. Ist Homeschooling die einzige Alternative?
Nein. Gatto propagiert vielfältige Formen gemeinschaftsbasierter Bildung, von denen Homeschooling nur eine ist.
5. Wie realistisch sind Gattos Vorschläge?
Viele seiner Ideen werden bereits erfolgreich umgesetzt – von Freien Schulen bis zu Unschooling-Bewegungen.
6. Was sagen Kritiker zu Gattos Thesen?
Hauptkritikpunkte sind die Radikalität seiner Forderungen und die mögliche Idealisierung alternativer Bildungsformen.
7. Welche Rolle spielt Technologie in Gattos Vision?
Gatto sieht Technologie kritisch, da sie die Fragmentierung und Oberflächlichkeit des Lernens verstärken kann.
8. Wie können Lehrer im System etwas verändern?
Durch kleine Subversionen: reale Projekte, fächerübergreifendes Arbeiten und Stärkung der Eltern-Kind-Beziehung.
9. Was ist der „unsichtbare Lehrplan“?
Die versteckten Botschaften, die Schulen vermitteln: Gehorsam, Konkurrenz, Abhängigkeit und Konsumdenken.
10. Funktioniert das System wirklich so schlecht?
Gatto argumentiert: Es funktioniert perfekt – nur nicht für Bildung, sondern für die Produktion gehorsamer Arbeiter und unersättlicher Konsumenten.
11. Wie unterscheidet sich Gattos Ansatz von anderen Bildungskritikern?
Gatto kritisiert als Insider mit 30-jähriger Praxiserfahrung und mehrfachen Auszeichnungen als „Lehrer des Jahres“. Seine Glaubwürdigkeit ist unbestreitbar.
12. Was bedeutet „wissenschaftliche Verwaltung der breiten Masse“?
Schulen wurden nach Gatto als Instrumente konzipiert, um große Bevölkerungsgruppen systematisch zu kontrollieren und zu formen.
13. Welche Rolle spielt die Familie in Gattos Bildungskonzept?
Die Familie ist der „Hauptmotor der Bildung“ und das „Herzstück jeden guten Lebens“. Schulen zerstören systematisch diese natürliche Bildungsgemeinschaft.
14. Sind Gattos Ideen in der Praxis umsetzbar?
Ja, bereits über eine Million amerikanische Familien praktizieren Homeschooling mit nachweislich besseren Ergebnissen.
15. Was sagt Gatto zu Bildungstechnologie?
Technologie verstärkt die Fragmentierung und Oberflächlichkeit des Lernens, statt echte Bildung zu fördern.
16. Wie reagierten Schulbehörden auf Gattos Kritik?
Mit Zensur und sogar Polizeieinsätzen. 2004 wurde sein Vortrag an der Highland High School abgebrochen, obwohl Schüler und viele Lehrer begeistert waren.
17. Was ist der Unterschied zwischen „Beschulung“ und „Bildung“?
Beschulung produziert Gehorsam und Abhängigkeit. Bildung entwickelt Selbsterkenntnis und kritisches Denken.
18. Welche gesellschaftlichen Kräfte profitieren vom aktuellen System?
Konzerne brauchen gehorsame Arbeiter und unersättliche Konsumenten. Das Bildungssystem selbst ist ein profitabler Markt geworden.
Glossar der Kernbegriffe
Unsichtbarer Lehrplan: Die versteckten Botschaften, die Schulen neben dem offiziellen Curriculum vermitteln – Gehorsam, Konkurrenz, Abhängigkeit und Konsumdenken.
Wissenschaftliche Verwaltung: Das Konzept, große Bevölkerungsgruppen durch systematische Institutionen zu kontrollieren und zu formen.
Familienlehrplan: Gattos Begriff für die natürliche Bildungsgemeinschaft der Familie als Alternative zur institutionellen Beschulung.
Labiles Selbstbewusstsein: Die systematische Zerstörung des natürlichen Selbstvertrauens von Kindern durch ständige Bewertung und Kategorisierung.
Verwirrung als Bildungsprinzip: Die bewusste Fragmentierung des Wissens, um zusammenhängendes Denken zu verhindern.
Gesellschaftliche Schichtung: Die Sortierung von Kindern in künstliche Kategorien, die ihre Lebenswege vorbestimmen.
Gleichgültigkeit: Die systematische Zerstörung der natürlichen Begeisterungsfähigkeit von Kindern.
Emotionale Abhängigkeit: Die Konditionierung von Kindern, ihre Gefühle von der Bewertung durch Autoritäten abhängig zu machen.
Intellektuelle Abhängigkeit: Die Verhinderung eigenständigen Denkens durch ständige Anleitung und Kontrolle.
Beschulung vs. Bildung: Beschulung produziert Gehorsam, Bildung entwickelt Selbsterkenntnis und kritisches Denken.
Homeschooling: Familienbasierte Bildung als Alternative zum institutionellen Schulsystem.
Selbsterkenntnis: Nach Gatto die einzige Basis für echte Bildung und persönliche Entwicklung.
Bildungsmonopol: Die staatliche Kontrolle über Bildungsinhalte und -methoden, die Alternativen verhindert.
Konsumentenproduktion: Die systematische Erziehung zu unersättlichem Konsumverhalten.
Fragmentierung: Die Aufteilung des Wissens in zusammenhanglose Einzelteile.
Standardisierung: Die Vereinheitlichung von Bildungsinhalten und -bewertungen, die Individualität zerstört.
Pausenglocken: Symbol für die künstliche Unterbrechung natürlicher Lernprozesse.
Bildungsreform: Nach Gatto ein Scheinprozess, der das System stabilisiert, statt es zu verändern.
Graswurzeldenken: Gattos Forderung nach demokratischer Beteiligung aller an Bildungsentscheidungen.
Kernzitate aus „Verdummt noch mal!“
„Die erste Lektion, die ich unterrichte, ist Verwirrung.“ – Gattos schockierende Erkenntnis über den wahren Inhalt des Schulunterrichts.
„Was ich tue, hat mehr Ähnlichkeit mit der Zusammenstellung eines Fernsehprogramms als mit der Errichtung einer Ordnungsstruktur.“ – Über die Fragmentierung des Schulstoffs.
„Selbsterkenntnis ist die einzige Basis für echte Kenntnis.“ – Gattos Bildungsphilosophie in einem Satz.
„Der ‚Lehrplan Familie‘ ist das Herzstück jeden guten Lebens.“ – Über die zentrale Rolle der Familie in der Bildung.
„Schulen versagen nicht – sie funktionieren perfekt für ihren wahren Zweck.“ – Die provokante Kernthese des Buches.
„Wir haben ein Leben aufgebaut, das auf Menschen angewiesen ist, die tun, was man ihnen sagt, weil sie nicht wissen, wie sie sich selbst sagen können, was sie tun sollen.“ – Über die gesellschaftliche Funktion der Schule.
„Sie müssen die Kontrolle über die Erziehung Ihrer Kinder übernehmen.“ – Gattos Appell an die Eltern.
„Es ist unmöglich, Bildung und Schule unter einen Hut zu bringen.“ – Die fundamentale Unvereinbarkeit von Institution und Bildung.
„Menschen sind nicht wirklich sie selbst, wenn sie sich nicht freiwillig zusammenschließen.“ – Über die Bedeutung freiwilliger Gemeinschaften.
„Das System braucht dumme Erwachsene, und so sorgt es für Nachschub, indem es die Kinder dumm macht.“ – Die zynische Logik des Bildungssystems.
„Zwischen Schule und Bildschirm wird all die Zeit, die Kinder haben, aufgefressen.“ – Über die totale Kontrolle der Kinderzeit.
„Eine echte Reform ist möglich, aber sie darf nichts kosten.“ – Gattos paradoxe Reformforderung.
„Wenn Sie jemals versucht haben, Kinder in Reih und Glied zu bringen, deren Eltern ihnen die Überzeugung vermittelt haben, dass sie bedingungslos geliebt werden, wissen Sie, wie unmöglich es ist.“ – Über die Macht der Familienliebe.
„Staatliche Monopolschulen sind von ihrer Struktur her nicht reformierbar.“ – Gattos radikale Schlussfolgerung.
„Es ist an der Zeit, zu Demokratie, Individualität und Familie zurückzukehren.“ – Der Ausblick auf eine bessere Zukunft.
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Autor: Marian Zefferer, MSc.
Psychologe, Papa, NLP-Lehrtrainer & Autor von Bildungsimpuls.com. Dort lebe ich meine Vision, einen Beitrag für unser marodes Bildungssystem zu liefern, damit Lernen wieder geil wird und Bildung als das gesehen wird, was es ist: das geistige Gold der Gesellschaft.
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